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Gedenken in Halbe

„Wenn wir in Halbe ein würdiges Gedenken hinbekommen, dann wäre das auch ein Stachel im Fleisch derer, die die Geschichte verdrehen wollen.“ Ludwig Baumann

„Im Tod sind alle gleich“

Im Jahr 2002 sprach Ludwig Baumann als Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V. auf der Protestkundgebung gegen den jährlichen Naziaufmarsch auf dem Waldfriedhof in Halbe. Er erinnerte an die Deserteure und „Wehrkraftzersetzer“. An den 57 Gräbern der Soldaten, die Opfer der NS-Militärgerichtsbarkeit wurden, legte er erstmalig rote Rosen nieder.

Im darauffolgenden Jahr war die Demonstration gegen den Naziaufmarsch von der Polizei eingekesselt worden - darunter auch Ludwig Baumann. Erst nach heftigem Protest wurde er in Polizeibegleitung auf die Grabanlage gelassen und konnte rote Rosen an den Grabplatten der Deserteure und an den Gräbern der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter niederlegen: „Wie ein Krimineller wurde ich dann auf dem Friedhof von Polizisten begleitet und innerhalb von 10 Minuten musste ich die 100 Blumen niederlegen.“

Für Ludwig Baumann war die Einkesselung und Begleitung durch die Polizei eine unglaubliche Erniedrigung und dies einzig, um den Nazis das Abhalten einer Kundgebung zu ermöglichen.

Ludwig Baumann sah keinen würdigen Gedenkplatz für die Opfer der Wehrmachtsjustiz an diesem Wallfahrtsort der Nazis. Es brauchte einen würdigen Ort der Erinnerung. Ludwig Baumann war im Jahr 2004 Erstunterzeichner des Aufrufes, ein Denkmal für Wehrmachtsdeserteure in Halbe zu errichten.

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Ludwig Baumann auf der Gegenkundgebung gegen den Naziaufmarsch 2003 in Halbe

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Ludwig Baumann legt nach der Gegenkundgebung gegen Naziaufmarsch in Halbe Rosen auf die Grabplatten der Deserteure und Zwangsarbeiter nieder, 13.11.2004

Der Wehrmachtsdeserteure gedenken!

So war im Jahr 2004 der Aufruf für ein Denkmal für die Wehrmachtsdeserteure in Halbe (Brandenburg) überschrieben. Das Ziel des Aufrufs war es, ein Denkmal für die Wehrmachtsdeserteure auf dem Waldfriedhof in Halbe anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschismus am 8. Mai 2005 zu errichten.

Die Wehrmachtsdeserteure, “Wehrkraftzersetzer” und Kriegsdienstverweigerer wurden mit etwa 30.000 Todesurteilen und Tausenden Zuchthausstrafen verfolgt; 20.000 Todesurteile wurden vollstreckt. Überlebt haben das Grauen in den KZs, Straflagern und Strafbataillonen keine 4.000 von ihnen.

Im April 1945 bildeten Panzereinheiten der Roten Armee in der Gegend um Halbe einen Kessel um die Reste der geschlagenen 9. Armee des Generals Busse. Ein Kapitulationsangebot hatte er ablehnte. Mehrere zehntausend Soldaten und Zivilisten fielen im Zuge dieser letzten Kesselschlacht des 2. Weltkrieges dem NS-Durchhaltewillen zum Opfer. Auch in Halbe kam es in den letzten Kriegstagen zu standrechtlichen Erschießungen von Deserteuren. Menschen, die sich diesem Krieg verweigerten, waren die Opfer. Viele von ihnen liegen auf dem Waldfriedhof in Halbe und auf Friedhöfen in der Region.

Mit dem Denkmal sollte derer gedacht werden, die sich der nationalsozialistischen Mord- und Terrormaschinerie verweigerten. Ein Denkmal für Wehrmachtsdeserteure in Halbe sollte ein Zeichen gegen die Beschwörung des soldatischen Opfertodes sein, der seit den 2000er Jahren alljährlich durch Aufmärsche von Alt- und Neonazis auf dem Waldfriedhof zelebriert wird. Mit dem Denkmal sollte auch dem unterschiedslosen Gedenken von offizieller Seite am “Volkstrauertag” und der Vermischung von Opfern und Tätern entgegengewirkt werden.

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Aufruf

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Entwurf für ein Deserteurdenkmal in Halbe von Johann Schickinger, Höckstädt a.d. Donau

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ErstunterzeichnerInnen des Aufrufs für ein Deserteurdenkmal in Halbe

www.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de

Die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V. als gemeinnützig anerkannter Verein, freut sich über finanzielle Unterstützung. Spenden können Sie an:

Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.
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Diese Webseite wurde von Freunden und politischen Weggefährten des Bremer Wehrmachtsdeserteurs Ludwig Baumann aus Anlass seines 90. Geburtstages erstellt. Wir möchten allen Besucherinnen dieser Seite einen außergewöhnlichen Menschen vorstellen, den wir für seinen hartnäckigen, humorvollen und geradlinigen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit sehr schätzen.